AM.10 Rifugio Garelli - Porta Sestrera - Colle del Pas - Rifugio Don Barbera
Rifugio Garelli (1966 m) - Porta Sestrera (2228 m) - Lago Rataira (2204 m) - Colle del Pas (2349 m) - Rifugio Don Barbera (2079 m)
+604 / -491
Höhenmeter [m]
3:00 - 3:20
Dauer [h:mm]
7956
Länge [m]
E
Schwierig-keitsgrad
Typologie
Diese kurze, einfache und interessante Etappe führt um das Marguareis-Massiv herum
und durchquert ganze drei Täler.
Von den ausgedehnten Wiesen und Weideflächen der Porta Sestrera geht es bergab zum winzigen,
aber malerischen Weiher Lago Rataira, in dessen Ufer ein einzigartiger Menhir gerammt ist.
Über den Pass Colle del Pas betritt man dann die stimmungsvolle Karstmulde Piaggiabella,
in der die Hütte Capanna Saracco Volante liegt,
die von Speläologen genutzt wird, um die zahlreichen Höhlen in dieser Gegend zu erforschen.
Der letzte Anstieg führt zur Berghütte Rifugio Don Barbera,
die sich nur wenige Meter vom Pass Colle dei Signori und der französischen Grenze befindet.
Mit dieser Etappe begibt man sich auf die äußere Seite des Alpenbogens,
wo der Einfluss des Meeresklimas zunehmend deutlich wird.
Von der Berghütte
Rifugio Garelli
(1970 m)
1
folgt man einem deutlichen Weg nach Osten (Kennzeichnung H08, Via Alpina),
der im Zickzack zwischen Gras und kleinen Felsen ansteigt.
Ungefähr auf halber Höhe des Anstiegs verlagert sich der Weg leicht nach rechts
und geht auf einen bescheidenen Grat in der Mitte des Seitentals zu
2.
Man ersteigt den Grat und biegt nach links (orographisch rechte Seite),
um mit Gras bewachsene Abhänge bergauf zu queren
(durch die Trampelpfade der weidenden Tiere ist es auf einem kurzen Abschnitt etwas schwierig,
den richtigen Weg zu erkennen) bis zum mühelos erreichbaren Pass
Porta Sestrera
(oder
Passo di Lapassé,
2225 m, 0:45 - 0:50 h ab der Berghütte
Rifugio Garelli),
der die Täler Pesio und Ellero miteinander verbindet.
Wenige Meter nach dem Pass ignoriert man links einen Pfad zum Weiher
Lago delle Moie
(Kennzeichnung G05B) und steigt bequem auf einem grasigen Weg zwischen Wiesen und Weiden ab (Kennzeichnung G06).
An einem Abzweig angekommen ignoriert man den linken Arm zur Berghütte
Rifugio Mondovì
(Kennzeichnung G06, GTA) und biegt nach rechts (Süden) in Richtung des Passes
Colle del Pas
(Kennzeichnung G06B, Via Alpina).
Der Weg gewinnt langsam an Höhe und überwindet einen Grat,
dann geht es wieder bergab zwischen Gras und kleinen Felsen
in Richtung der weiten, unterhalb gelegenen Grasmulde.
Nachdem man rechts den Pfad zur
Porta Marguareis ignoriert hat
(Kennzeichnung
Sentiero Flavio Sordella),
biegt der Weg nach Osten und erreicht mit einem kurzen Wiederanstieg schließlich das Ufer des Weihers
Lago Rataira
(oder Lago Ratavuloira,
2205 m, 0:25 - 0:30 h ab der
Porta Sestrera)
7,
der eigentümlich auf einem bescheidenen Berggipfel eingebettet ist.
Der Weiher ist auch als
Lago Ratavuloira bekannt,
eine einzigartige Bezeichnung, die aus dem Dialekt stammt und "ratto che vola",
fliegende Ratte, bedeutet, womit die Fledermaus gemeint ist.
Der Name
Lago Rataira
(oder
Lago Ratoira) soll hingegen eine Art Mausefalle bezeichnen.
Am Ufer des Weihers ist ein einzigartiger Menhir in den Boden gerammt
6.
Eine der möglichen Erklärungen dafür verweist auf keltische Bräuche.
Menhire dieser Art stellten die Kelten entlang der Wege zu den hoch gelegenen Weideflächen auf
oder entlang der Hauptverbindungswege (genannt Leys),
Wege, die oft bis in die Neuzeit als Salzstraßen genutzt wurden.
Die Menhire wurden in Sichtweite voneinander aufgestellt (nach demselben Prinzip wie die "Steinmännchen"),
um den Verlauf des Wegs anzuzeigen.
Man kann die Vermutung anstellen, dass dieser Menhir zum Pass
Colle del Pas
oder zu den Weidegebieten im oberen Ellero-Tal leitete.
[-]
Man lässt das kleine Gewässer links liegen
und biegt erneut nach Süden,
indem man zuerst zwischen abgerundeten Grasrücken aufsteigt
(Kennzeichnung G05,
Sentiero Flavio Sordella, Via Alpina)
und dann mit einer kurzen, aber steilen, diagonalen Querung den Pass
Colle del Pas erreicht
(2350 m, 0:25 - 0:30 h ab dem
Lago Rataira)
811910,
der Übergang vom Ellero- ins Tanaro-Tal.
Auch wenn einem spontan die tautologische Interpretation
"Colle del Passo", Pass des Passes, in den Sinn kommt,
so ist der Ursprung des Ortsnamens wohl doch ein anderer.
Cola der Pa,
das heißt
Colla del Palo,
könnte die richtige Interpretation des Namens sein:
Der als Wegweiser gebrauchte Pfahl (palo), der es bei verschneitem Gelände einfacher machte,
den Weg zu finden, oder der die Grenze zwischen zwei Gebieten anzeigte,
wurde oft auf den Pässen aufgestellt.
Und wer weiß, vielleicht ist der Pfahl, auf den sich der Ortsname bezieht,
ja genau der Menhir am Ufer des Weihers
Lago Rataira...
[Vaii, gias e vastere, S.22]
Auf der anderen Seite des Passes steigt man mit bequemen Kehren zwischen Wiesen ab
(Kennzeichnung A44, Sentiero Flavio Sordella, Via Alpina),
ohne sich kurz darauf von den Spuren ablenken zu lassen,
die links zur Hütte
Capanna Saracco Volante führen,
die in der Mitte der Mulde liegt (Kennzeichnung A04, Via Alpina).
Nachdem man auch rechts den Pfad ignoriert hat, der zum Pass
Colle Palù ausgeschildert ist
(Kennzeichnung A44 und
Sentiero Flavio Sordella),
geht man geradeaus weiter (Kennzeichnung A03B) und kommt zum östlichen Rand der Karstmulde
Conca di Piaggia Bella,
mit ihrer unverwechselbaren, den Karstphänomenen geschuldeten Beschaffenheit.
Die Karstmulde
Conca di Piaggiabella
(oder auch
Conca di Piaggia Bella)
gehört zu den großen Zielen der italienischen Höhlenforschung.
Sie beherbergt den
Complesso di Piaggia Bella,
der mit seinen 14 Haupteingängen, den fast 40 Kilometern Länge und über 900 Metern Tiefe
den längsten und tiefsten unterirdischen Komplex des Massivs
Massiccio del Marguareis
darstellt und eine der wichtigsten Höhlen Italiens ist.
Aus diesem Grund,
und um die Forschungsarbeit der Speläologen in den zahlreichen weiteren Höhlen dieses Gebiets zu erleichtern,
wurde in der Mitte der Mulde die Höhlenforscherhütte
Capanna Sociale Saracco Volante errichtet.
Das Karstsystem
"Piaggia Bella -
Garb della Foce"
ist das wichtigste des Gebiets und sammelt das Wasser auf der südöstlichen Seite des Massivs
Massiccio del Margareis
(in der Mulde
Conca di Piaggiabella,
aber auch im oberen Seitental
Vallone dei Maestri).
Nach einem unterirdischen Verlauf von etlichen Kilometern,
in einem komplexen unterirdischen Wassersystem,
kommt das Wasser in der Schlucht
Gola delle Fascette
(unterhalb von
Upega)
und in den Höhlen von
Garb della Foce
und Arma del Lupo wieder zum Vorschein.
[Alpi Liguri, S.73-75]
[La Guida del Parco Alta Valle Pesio e Tanaro, S.43-46]
Oberhalb der Mulde
Conca di Piaggiabella
bleibend
3,
schneidet man auf halber Hanghöhe mit Auf und Abs die Abhänge des
Cima Palù.
Der Weg überwindet einen kleinen Grat wenige Meter oberhalb des
Passo della Croce.
Man ignoriert links den Abzweig in Richtung
Passo delle Mastrelle
und biegt nach Südwesten.
Trotz einiger Auf und Abs verliert der Weg allmählich an Höhe
und steigt dann kurz noch einmal zu einem Felseinschnitt an.
Direkt danach muss man an einem nicht gut gekennzeichneten Abzweig aufpassen:
Der deutlichere Pfad verläuft weiter nach rechts und verliert sich dann in den Wiesen,
während man links absteigen muss in die unterhalb gelegene Mulde,
wo Weg und Kennzeichnung wieder auftauchen.
Man steigt an, um einen zweiten Felseinschnitt zu passieren,
und kurz danach überquert man einen Grassattel am Fuß des
Dente di Framargal,
einer eigentümlichen Felsformation,
die links vom Weg aufragt.
Nun geht es deutlich bergab und man ignoriert rechts einen Pfad.
Nach einigen engen Kehren biegt der Weg nach Westen und das Gefälle nimmt ab.
Nach einer kurzen Querung trifft man auf den Weg, der von
Carnino superiore kommt
(Kennzeichnung A03) und folgt ihm nach rechts.
Der Weg steigt auf der orographisch linken Seite des Tals
Vallone dei Maestri allmählich wieder an
5
und erreicht nach einem steileren Abschnitt zwischen kleinen Felsen zuerst die alte,
dann die neue Berghütte
Rifugio Don Barbera
(2079 m, 1:25 - 1:30 h ab dem Pass
Colle del Pas)
4,
die nur wenige Meter voneinander entfernt liegen.
Der erste Bau der Berghütte geht auf das Jahr 1966 zurück und ist der Sektion Albenga des CAI zu verdanken.
Es handelt sich um eine vorgefertigte Metallkonstruktion mit 18 Betten.
Nachdem diese nicht mehr in der Lage war,
die Anforderungen des modernen Bergtourismus zu erfüllen,
beschloss der damalige Naturpark Alta Valle Pesio e Tanaro (heute Naturpark Marguareis),
den Bau einer neuen Berghütte am Pass
Colle dei Signori in Angriff zu nehmen.
Das moderne und komfortable Gebäude wurde 2006 eingeweiht.
Die neue Berghütte hat den ursprünglichen Namen beibehalten:
Sie ist der Person des
Don Umberto Barbera,
Jahrgang 1886, gewidmet.
Nach seiner Berufung zum Priester im Vecchio Seminario von Albenga,
legte er die Prüfung zum Grundschullehrer ab.
Nach dem Bau des Schulzentrums für Religion, Erziehung und Kultur
(heute die Opera del Sacro Cuore von Albenga),
wollte der Gründer, Don Isola, ihn an seiner Seite haben.
Der Bergsteiger war sehr kommunikativ und sehr engagiert darin,
Jugendliche an die Berge heranzuführen.
Er starb 1946 im Alter von 60 Jahren.
[Alpi Liguri, S.143-144]
[Rifugio Don Barbera, Don Umberto Barbera]
Anfahrt
Von Chiusa di Pesio fährt man das Pesio-Tal hinauf bis zur Kartause Certosa di Pesio
und erreicht auf der engen Asphaltstraße Pian delle Gorre.
Im Sommer ist der Parkplatz kostenpflichtig und die Straße nach Pian delle Gorre wird nach und nach,
wenn die Parkplätze belegt sind, gesperrt.
Die Berghütte Rifugio Garelli erreicht man auf der Wanderroute
Itinerario 07.04
von Pian delle Gorre (1032 m) über das Seitental Vallone di Sestrera auf einem guten Weg
(2:45 - 3:05 h, Schwierigkeitsgrad E).
Anmerkungen
Die Übernachtung der nächsten Etappe erfolgt in der unbewirteten Berghütte Rifugio Sanremo.
Man muss daran denken, die Schlüssel bei der Berghütte Rifugio Don Barbera mitzunehmen.
Die Berghütte Rifugio Don Barbera kann auf Wunsch auch ein Abendessen zum Mitnehmen
für die Übernachtung in der Berghütte Rifugio Sanremo zubereiten.
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