AM.02 Rifugio Livio Bianco - Colle di Valmiana - Lago inferiore diValscura - Rifugio Questa
Rifugio Livio Bianco (1890 m) - Colle di Valmiana (2916 m) - Passo di Costa Miana (2620 m) - Laghi inferiori diValrossa (2485 m) - Lago inferiore diValscura (2265 m) - Lago del Claus (2344 m) - Rifugio Questa (2388 m)
+1513 / -1015
Höhenmeter [m]
7:00 - 7:50
Dauer [h:mm]
19854
Länge [m]
E
Schwierig-keitsgrad
Typologie
Spektakuläre Überquerung, lang und anstrengend, die auf der ganzen Strecke atemberaubende Ausblicke bietet.
Man beginnt mit dem Anstieg zum Pass Colle di Valmiana, am Fuß des Monte Matto,
in einer Umgebung aus Geröll und Schutt so weit das Auge reicht
(Achtung: Beim Aufstieg zum Pass kann selbst zu Sommeranfang noch Schnee liegen).
Weiter geht es mit einer langen Querung zu den Seen Laghi di Valscura, steil oberhalb des Vallone del Valasco gelegen
und mit dem Argentera-Massiv als Kulisse. Den Abschluss bildet ein kühner Saumpfad, der einst militärisch genutzt wurde
und auch heute noch wunderbar gepflasterte Abschnitte aufweist. Er führt zur Berghütte Rifugio Questa.
Fast die ganze Tour verläuft oberhalb von 2200 Metern und führt vorbei an unzähligen größeren und kleinen Bergseen,
eingekesselt von schwindelerregenden Felswänden, ausgebreitet an aussichtsreichen Anhöhen oder umsäumt von Wiesen.
Der Pass Colle di Valmiana ist der höchste Punkt des ganzen Trekkings.
Wenn man Glück mit dem Wetter hat, wird man diese spektakuläre Etappe nicht so leicht vergessen.
Von der Berghütte
Rifugio Livio Bianco
(1890 m)
10
kehrt man zurück zum letzten Abzweig der vorherigen Etappe, an der Alm
Gias del Lago.
Man geht links weiter, auf dem Weg (Kennzeichnung N25), der diagonal über den mit Gras
bewachsenen Geröllhang führt.
Der Weg erreicht den Fuß eines großen Bollwerks aus Rundhöckern und
führt mit vielen Kehren rechts daran vorbei (hier kommen abschnittweise die Überreste des
alten Saumpfads zum Vorschein).
Auf der Ebene der Alm
Gias Gros angekommen
kann man links den See
Lago mediano della Sella erkennen.
Nachdem man die Grasfläche überquert hat, geht es mit Kehren durch das Geröll weiter bergauf.
Der Saumpfad windet sich an einem weiteren Bollwerk beeindruckender Rundhöcker vorbei,
erreicht einen Erdsitz (kleiner Steinwall, der Jägern als Schutz dient)
und führt zu einem Abzweig direkt am Fuß des Wasserfalls, der vom Abfluss des Sees
Lago soprano della Sella gespeist wird.
Man ignoriert den rechten Arm (immer noch Kennzeichnung N25), der zum Pass
Colle della Valletta führt, und folgt dem linken Arm
(Kennzeichnung N17) über den Abfluss und in Richtung des Passes
Colle di Valmiana.
Der
Lago soprano della Sella,
den man beim Anstieg zum
Colle di Valmiana
gut sehen kann,
ist mit seinen 123.000 qm der See mit der größten Oberfläche des Naturparks Alpi Marittime.
Der Weg (abschnittweise noch Saumpfad) führt gemäßigt ansteigend am Fuß von Rundhöckern vorbei,
und macht dabei ab und zu eine Kehre. Beim Überschreiten dieses Bollwerks führt der Weg leicht bergab
in die weiter unten gelegene Geröllmulde und quert sie auf halber Hanghöhe auf der orographisch
rechten Seite.
Man ignoriert den Pfad links, der den normalen Weg zum
Monte Matto darstellt,
und kurz darauf auch die Überreste eines deutlichen Saumpfads, der links abgeht.
Der Weg wechselt auf die orographisch linke Seite des Tals und steigt mit einer sehr langen
Reihe von Kehren
entlang der Geröll- und Schutthänge an.
Am steilsten Abschnitt des Hangs, wo sich jegliche Spur des alten Saumpfads verliert
und man auf einem schmalen Weg weitergeht
1,
werden die Kehren zunehmend enger und steiler,
während die Aussicht sich allmählich öffnet
11.
Erst wenn die Steigung abnimmt, taucht der Saumpfad wieder auf und der Aufstieg setzt sich in
weiten Kurven fort.
So gelangt man zum Pass
Colle di Valmiana
(2916 m, 3:15 - 3:35 h ab dem
Rifugio Livio Bianco)
212.
Wenige Meter davor befindet sich die Ruine eines alten militärischen Unterstands aus dem
späten 19. Jahrhundert.
Während des Aufstiegs darf man sich nicht vom deutlichen
Passo Cabrera täuschen lassen,
der nur wenig östlich des Passes
Colle di Valmiana liegt und der tiefste Punkt zwischen den Bergen
Monte Matto
und
Rocca di Valmiana
ist, aber nicht als Übergang dient. Auch wenn er sich als weiter Sattel darstellt,
führen dennoch keine Wanderrouten über ihn,
im Gegensatz zum etwas höheren aber weniger ausgeprägten Pass
Colle di Valmiana.
Nach dem Übergang führt der Weg (Kennzeichnung N17) anfangs mit steilen und engen
Kehren auf steinigem Untergrund bergab,
dann folgt er mit weiten Kurven durchs Geröllfeld
13,
dem spektakulären Grat, der vom Pass zur
Punta Graveiretta abfällt.
Ohne diese bescheidene Anhöhe zu erreichen biegt der Weg für einen kurzen Abschnitt nach Westen,
quert dabei ein Gerölltal und gelangt zum Fuß eines Felsrückens.
Am Abzweig auf 2483m Höhe verlässt man die Markierungen N17, die direkt hinab zum
Pian del Valasco führen,
und nimmt den Weg rechts zur Berghütte
Rifugio Questa
(Kennzeichnung N27).
Der Weg führt in das Seitental
Vallone di Valmiana
und über Kehren einen Hang mit Magerrasen und Geröll hinauf
9.
Man lässt einen kleinen Teich links liegen und ignoriert kurz darauf rechts die Spur des alten Saumpfads,
der hinauf zu einem Erdsitz für die königliche Jagd führt.
In einem weiten Halbbogen durchs Geröll führt der Weg auf den gegenüberliegenden Hang des Seitentals.
Mit einer langen Querung
8
steigt man die Flanke der
Costa Miana hinauf und erreicht den Felseinschnitt
Passo di Costa Miana
(2620 m, 1:15 - 1:25 h ab dem Pass
Colle di Valmiana)
7.
Nach dem Pass führt der Weg ins Tal
Valrossa6
und, abschnittweise als Saumpfad, mit einer langen Querung gemäßigt bergab.
Man verliert mit einigen Kehren an Höhe und erreicht den Wassergrund des Tals.
Auf einem Holzsteg überquert man den kleinen Abfluss der oberhalb gelegenen Seen
Laghi inferiori di Valrossa
und trifft sofort danach rechts auf einen Abzweig zu diesen Seen (Kennzeichnung N58).
Diese liegen nicht auf dem Weg, sind aber nur wenige Minuten und bloß 15
Höhenmeter vom Abzweig entfernt.
Besonders der tiefer gelegene der beiden Seen
Laghi inferiori di Valrossa
(2485 m, 0:25 - 0:30 h ab dem
Passo di Costa Miana)
14,
ist sehr nah und mit einer kleinen Wiese der ideale Platz für eine verdiente Rast.
Zurück am Abzweig nimmt man den Weg N27 wieder auf und nach einem kurzen Anstieg mit Kehren
auf dem gegenüberliegenden Hang des Tals beginnt eine lange, beinah ebene Querung der Flanke
4,
zuerst auf einem Saumpfad durch Geröllfelder, dann auf einem luftigen und aussichtsreichen Weg,
der steile Grashänge schneidet.
Wenn der Saumpfad wieder auftaucht, steigt man zum namenlosen, kleinen See hinab
5,
ungefähr auf 2385m Höhe, um dann mit einem kurzen Anstieg wieder an Höhe zu gewinnen.
Mit einer weiteren Querung entlang der Flanke umwandert man die äußersten Ausläufer des Gipfels
Cima Sud di Valrossa3
und gelangt ins Tal
Valscura,
wo es mit weiten Kehren bergab geht. Bald erreicht man die ehemalige Militärstraße,
die vom
Pian del Valasco heraufkommt.
Man folgt der breiten Fahrstraße (Kennzeichnung N23), die in diesem Abschnitt noch
einigermaßen erhalten ist,
nach rechts bergauf bis zum darüber gelegenen See
Lago inferiore di Valscura
(2265 m, 1:10 - 1:15 h ab den
Laghi inferiori di Valrossa).
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts (eine Einritzung in den Ruinen eines Unterstands trägt die Inschrift
"3° Compagnia Alpini, 1888") wird der See
Lago inferiore di Valscura
als Standort für die Kasernierung der zur Verteidigung des strategischen Übergangs
Bassa del Druos dienenden Truppen ausgewählt.
1888 beginnt mit der Errichtung von Unterständen für 140 Männer und zwei Offiziere
eine rege Bautätigkeit in dieser Gegend:
Fast fünfzig Jahre lang wechseln sich Renovierungsarbeiten mit Neuerrichtungen ab,
bis der ganze Komplex schließlich den letzten Umbau erfährt und zum
Munitions-, Sprengstoff- und Artillerielager mit der Bezeichnung A131 wird.
Bis auf die ehemalige Wache, die als Privatwohnung wiederhergerichtet wurde, sind alle Gebäude verfallen.
Die ständigen Umbauten des Komplexes erschweren die genaue Rekonstruktion der Funktion all dieser Gebäude,
weil die neueren - offensichtlich eher oberflächlichen - Militärpläne zum Beispiel die verlassenen Gebäude
nicht wiedergeben, da sie woanders wieder aufgebaut oder schlichtweg nicht renoviert wurden.
[Fortificazioni Valle Gesso, S.189-192]
[La casa di caccia del Valasco]
Vom See aus kann man entweder geradeaus weitergehen (West) zum Sattel
Bassa del Druos
(Kennzeichnung N24), nach rechts zum Pass
Colletto di Valscura
(Kennzeichnung N23) oder nach links zum See
Lago del Claus
(Kennzeichnung N22, Via Alpina, GTA).
Man wählt die letzte Richtung und folgt ihr mit einigen Kehren einen Grat hinauf,
überquert mit Auf und Abs auf einem unglaublichen Abschnitt gepflasterter Straße ein weites Gerölltal,
das mit großen Felsbrocken übersät ist,
und erreicht den See
Lago del Claus
(2344 m, 0:35 - 0:40 h ab dem
Lago inferiore di Valscura)
15,
der vom gleichnamigen Gipfel
Testa del Claus überragt wird:
ein idealer Ort für eine kleine Rast.
Dieser Abschnitt der Tour windet sich den ehemaligen militärischen Saumpfad entlang, der die Kaserne
Caserma del Druos
und das Barackenlager
Baraccamenti di Valscura
mit den Unterständen
Ricoveri di Fremamorta
und dem Unterstand
Ricovero Umberto I verbindet.
Der Saumpfad stellt eines der besten Beispiele dar, das von den im Gesso-Tal
gebauten Militärstraßen erhalten ist,
und es handelt sich um ein unglaubliches bauliches Meisterwerk.
Der Bau dürfte in den Anfang des 20. Jahrhunderts fallen und
vielleicht auf einem bereits existierenden Saumpfad für die Jagd der Savoyer basieren.
Im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs wurde die Straße für strategisch erachtet und 1929
(oder in den kurz darauf folgenden Jahren)
zur Verbindungsstraße auserkoren. Daraufhin wurden die Reparaturarbeiten vom Bataillon Dronero ausgeführt
und die Straße vollständig funktionsfähig gehalten.
Mit ihren mehr als 10 km Länge, immer oberhalb von 2000 Metern, und mit einer maximalen Steigung von 18%
weist sie auch heute noch bewundernswert gepflasterte Abschnitte auf,
die jeden, der sie zum ersten Mal begeht, in Erstaunen versetzen.
Auf halber Strecke befand sich der Unterstand
Ricovero delle Portette aus dem frühen 20. Jahrhundert,
einst nach dem Hauptmann der Gebirgsjäger
Eugenio Cappa benannt und heute eine Berghütte des
CAI und Emilio Questa gewidmet.
[Fortificazioni Valle Gesso, S.164-165]
[Le strade dei Cannoni, S.176]
Kurz hinter dem See trifft man auf einen ausgeschilderten Abzweig.
Man verlässt den weiterführenden ehemaligen militärischen Saumpfad
(Kennzeichnung N22, Via Alpina, GTA) und nimmt den kleinen Weg,
der rechts abzweigt und zwischen kleinen Felsen und Magerrasen ansteigt.
Wenn man auf dem Saumpfad bleibt, über einen kleinen Pass geht und mit einigen Kehren
rund 70 Höhenmeter verloren hat,
trifft man rechts auf den Weg zur Berghütte
Rifugio Questa,
der das Tal herauf kommt.
Nachdem man einen bescheidenen Grat überschritten hat, der vom Berg
Testa del Claus abgeht,
geht man mit einigen Kurven bergab, bis man auf den Zugangsweg zur Berghütte trifft
(Kennzeichnung N21, Via Alpina, GTA), der vom
Piano superiore del Valasco kommt.
Man folgt ihm nach rechts und erreicht in wenigen Minuten die Berghütte
Rifugio Questa
(2388 m, 0:20 - 0:25 h ab dem
Lago del Claus).
Die Geschichte der Berghütte beginnt 1880, als zu militärischen Zwecken am See
Lago delle Portette eine kleine "truna" (halb in der Erde befindliches
Gebäude mit Tonnengewölbe) gebaut wird.
In den Jahren 1902-1903 wird die "truna" durch einen bequemeren Unterstand ersetzt,
der in den 30er Jahren erneut umgebaut, leicht aufgestockt und mit einem Hängeboden versehen wird,
um die Kapazität von den ursprünglich 10 auf 25 Mann zu erhöhen.
Das Gebäude wird nach dem Hauptmann
Eugenio Cappa benannt,
Träger des silbernen Verdienstordens des 1. Gebirgsjägerregiments,
verstorben auf dem Monte Campigoletto im Juni 1917.
In der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen wird das Gebäude von der Sektion Ligurien des CAI gekauft,
die es am 28. Juni 1925 einweiht. 1947, nach den Zerstörungen des Kriegs, wird es wieder instand gesetzt,
eingerichtet und am 1. Oktober 1950 offiziell wiedereröffnet.
In den folgenden Jahrzehnten finden mehrmals weitere Ausbauten und Anpassungen an die
geltenden Vorschriften statt.
Die Berghütte ist
Emilio Questa gewidmet,
Seilkamerad von
Lorenzo Bozano
und
Bartolomeo Figari.
Mit diesen bildete er eine der berühmtesten Seilschaften des frühen 20. Jahrhunderts.
Der viel versprechende junge italienische Bergsteiger starb am 8. September 1906,
als er auf dem Rückweg von einer Besteigung der Aiguille Centrale d'Arves von einem
Steinschlag fortgerissen wurde.
Neben seinen Besteigungen von zu jener Zeit unbestreitbar hohem technischem Wert,
ist auch seine Forschungs- und Erschließungsarbeit der Apuanischen Alpen hervorzuheben,
über die er, wie auch über Bozen und Rovereto, den ersten Bergführer verfasste,
den die Sektion Ligurien dann 1905 veröffentlichte.
Emilio Questa
wird außerdem zu den 16 Bergsteigern gezählt, die 1904 den
Club Alpino Accademico Italiano gründeten.
[Fortificazioni Valle Gesso, S.197-199]
[Rifugi e bivacchi della Sezione Ligure, S.18-19]
Anfahrt
Der kürzeste Zugang zur Berghütte Rifugio Livio Bianco ist der in der
Etappe AM.01 beschriebene.
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